Unsere Geschichte
Unsere Geschichte
Seit über einem halben Jahrhundert ist das Fach Mittellatein in Erlangen vertreten. Am 14. Januar 1964 wurde Franz Brunhölzl zum planmäßigen außerordentlichen Professor und zum Vorstand des selbständigen Seminars für Lateinische Philologie des Mittelalters ernannt. Mit dem Nachlaß seines Lehrers, des Münchner Mittellateiners Paul Lehmann, begründete er die Mittellateinische Bibliothek. Erster Wissenschaftlicher Assistent in Erlangen wurde Fidel Rädle.
Noch im Jahr 1964 nahm Brunhölzl einen Ruf nach Marburg an, sein Nachfolger in Erlangen wurde Paul Klopsch († 6.Mai 2012) von der Universität Köln. Am 12. Januar 1966 wurde Klopsch, ein Schüler von Karl Langosch, zum Extraordinarius, am 13. Oktober 1966 zum Ordinarius ernannt. Im Wintersemester 1967/68 zog das Seminar aus der Friedrichstraße 33 in die heutigen Räumlichkeiten in der Kochstraße 4 um.Einen Teil ihrer Bestände verdankt die Mittellateinische Bibliothek der Schenkung von Büchern aus dem Nachlaß Klopsch durch seine Töchter im Jahr 2013.
Wenige Jahre später, 1974, gliederte die Universität das Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters dem Institut für Alte Sprachen an. Im gleichen Jahr habilitierte sich Udo Kindermann mit der Arbeit „Satyra. Die Theorie der Satire im Mittellateinischen. Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte.“ Ein Jahrzehnt darauf wurde der Arbeitsbereich des Faches um das Neulatein erweitert (Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit).
Im Wintersemester 1987/88 wurde Paul Klopsch emeritiert, ihm folgte Peter Christian Jacobsen, der in Erlangen bis zum Sommersemester 2002 lehrte. Unter ihm habilitierte sich im Jahr 2001 Peter Orth mit der Arbeit „Untersuchungen zur Überlieferung und Rezeption der Briefe Hildeberts von Lavardin. Vorstudien zu einer kritischen Edition.“
Die nunmehrige Professur wurde im Wintersemester 2001/02 und im Sommersemester 2002 durch Michele C. Ferrari vertreten, der ab dem Wintersemester 2002/03 die Professur fest übernahm. Am 1. Februar 2008 wurde das Ordinariat wieder eingerichtet, im Frühjahr 2009 wurde die mit Stefan Weber besetzte Assistentenstelle in eine Akademische Ratsstelle (seit 2015 Oberratsstelle, seit 2019 Stelle eines Akademischen Direktors) umgewandelt.
Am 14. Januar 2014 wurde im kleinen Kreis das 50jährige Jubiläum gefeiert, am 7. Mai erfolgte eine große Festveranstaltung mit Festvortrag von Jan Ziolkowski und Verleihung der Ehrendoktorwürde an José Martínez Gázques in der Orangerie in Erlangen.
Schon lange vor der Gründung des Seminars hatte es gute Kontakte von Erlanger Seite zu Mittellateinern gegeben, denn auf Betreiben von Altgermanisten und Altphilologen erhielt Wilhelm Meyer aus Speyer († 1917), einer der mittellateinischen Gründerväter, im Jahr 1885 den Ehrendoktortitel der Universität Erlangen.
Im Jahr des 60jährigen Jubiläums findet im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen vom 25. bis 28. September 2024 der X. Internationale Mittellateinkongress „Das Epos im lateinischen Abendland (4. bis 15. Jahrhundert)“ (Nürnberg,Stadtbibliothek (Katharinensaal) und Fachbereich Wirtschafts und Sozialwissenschaften der FAU, Lange Gasse 20) statt.
Literaturhinweise:
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- Ulrich Pretzel, Beiträge zur Geschichte der mittellateinischen Philologie, in: Mittellateinisches Jahrbuch 5, 1968, S. 242-269.
- Peter Christian Jacobsen, Die Lateinische Philologie des Mittelalters in Erlangen, in: 250 Jahre Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Festschrift, hg. von Henning Kössler (Erlanger Forschungen, Sonderreihe 4), Erlangen 1993, S. 537-541.
- Stefan Weber, Die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Erlangen an Wilhelm Meyer aus Speyer am 23. Februar 1882. Der erste Doktortitel eines Mittellateinischen Philologen im Spiegel Erlanger Archivalien und Bücher, in: Mittellateinisches Jahrbuch 53, 2018, S. 273-298.
Drei Generationen Erlanger Mittellateiner: Prof. Jacobsen, Prof. Klopsch, Prof. Ferrari (v.l.)
1964, 14. Januar
- Ernennung von Franz Brunhölzl zum außerordentlichen Professor und zum Vorstand des selbständigen Seminars für Lateinische Philologie des Mittelalters
1964, Sommersemester
- Der Grundstock der Bibliothek des Seminars stammt aus dem Nachlaß von Paul Lehmann, dessen Schüler Brunhölzl war
- Brunhölzl hält die erste Vorlesung mit dem Titel „Die römische Literatur im Mittelalter. Handschriftliche Überlieferung und literarisches Fortleben“
1964
- Brunhölzl erhält einen Ruf an den Lehrstuhl in Marburg
1966, 12. Januar
- Paul Klopsch von der Universität Köln wird zum Extraordinarius des Seminars in Erlangen ernannt
1966, 13. Oktober
- Die Stelle wird in ein Ordinariat verwandelt
1967/68
- Umzug des Seminars aus der Friedrichstr. 33 in die Kochstr. 4
1974
- Eingliederung des Seminars für Lateinische Philologie des Mittelalters in das Institut für Alte Sprachen
1984
- Der Arbeitsbereich des Seminars wird um das Neulateinische erweitert
1987/88, Wintersemester
- Paul Klopsch wird emeritiert
1988, 1. August
- Ernennung von Peter Christian Jacobsen zum Ordinarius
2002
- Emeritierung von Peter Christian Jacobsen
2002/2003, Wintersemester
- Michele C. Ferrari übernimmt die Professur
2008, 1. Februar
- Wiedereinrichtung des Ordinariats
2014, 14. Januar
- Feier 50 Jahre Mittellatein in Erlangen in Kreis der Studierenden und Mitarbeiter
2014, 22. Januar
- José Martínez Gázquez erhält die Ehrendoktorwürde der FAU Erlangen-Nürnberg
2014, 7. Mai
- Jubiläumsfeier 50 Jahre Mittellatein in Erlangen, Orangerie Erlangen (Festvortrag von Jan Ziolkowski: Die Brüder Grimm und die Geburt der Mittellateinischen Philologie. Überreichung der Ehrenpromotionsurkunde an José Martínez Gázquez)
Die erste Vorlesung 1964
Prof. Dr. Paul Klopsch †
Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft in den Jahren 1938-1948 studierte Klopsch 1949-1953 Klassische Philologie und Germanistik in Köln. 1953 schloß er das Studium mit einem Staatsexamen ab. 1955 promovierte er sich bei H. Hempel in der älteren Germanistik über den „Wortschatz Notker Labeos auf dem Gebiet des Fühlens. Umfang und Herkunft“. In den Jahren 1953-1959 war er im Höheren Schuldienst tätig, 1959-1966 als Studienrat im Hochschuldienst in der klassischen und der mittellateinischen Philologie bei Karl Langosch. Er habilitierte sich 1964 fürdas Fach Mittellateinische Philologie mit einer Arbeit über „Die pseudo-ovidisch, hexametrische Autobiographie des 13. Jahrhunderts. De vetula. Mit einer ersten kritischen Edition“. 1966-1987 war er Professor für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit in Erlangen. Am 6. Mai 2012 starb Paul Klopsch. Im Februar 2013 schenkten seine Töchter zahlreiche Bände aus seiner Bibliothek der Mittellateinischen Bibliothek.
Veröffentlichungen
2004
- Zur Gestalt des spätantiken und des frühmittelalterlichen Hymnus, in: Der lateinische Hymnus im Mittelalter. Überlieferung, Ästhetik, Ausstrahlung, hg. von A. Haug, S. 137-148
2003
- Die Überlieferung lateinischer Literatur im Mittelalter, in: Egert Pöhlmann, Einführung in die Überlieferungsgeschichte und die Textkritik der antiken Literatur. Bd. 2: Mittelalter und Neuzeit. Mit Beiträgen von Christian Gastgeber, Paul Klopsch und Georg Heldmann, (Die Altertumswissenschaft), Darmstadt, S. 47-95
1993
- Ovid. A. Überlieferung. Nachleben in der mittellateinischen Literatur, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 6, Sp. 1592-1595
1989
- Die karolingische Bildungsreform im Bodenseeraum, in: Geistesleben um den Bodensee im frühen Mittelalter, S. 65-85
- Der Name des Helden: Überlegungen zum Ruodlieb, in: FS Franz Brunhölzl, S. 147-154
1986
- Die Christen und Ovid, in: Studies Joseph Szövérffy, S. 91-102
- Kleine Schriften, hg. von Karl Langosch und Paul Klopsch, Hildesheim [u.a.]
1985
- Lateinische Lyrik des Mittelalters, lateinisch-deutsch, Stuttgart
- Mittellateinische Bukolik, in: Lectures médiévales de Virgile, S. 145-165
1984
- Vita Karoli Magni, Bamberg (Schulausgabe)
1983
- Die mittellateinische Lyrik: Lyrik des Mittelalters. Probleme und Interpretationen, hg. von H. Bergner, Bd. 1, Stuttgart, S. 19-196
1982
- Latein als Literatursprache, in: Propyläen-Geschichte der Literatur, Bd. 2, S. 310-334
1980
- Einführung in die Dichtungslehren des lateinischen Mittelalters, Darmstadt
1975
- Eine Frühform emblematischer Dichtung, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 10, S. 220-231
1973
- Carmen de philomela, in: FS Karl Langosch, S. 173-194
- Das Gedicht von der Hochzeit Merkurs und der Philologie (Walther 20338), in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 8, S. 142-151
1972
- Einführung in die mittellateinische Verslehre, Darmstadt
1967
- Ps.-Ovidius De vertula. Untersuchungen und Text, Leiden-Köln
- Anonymität und Selbstnennung mittellateinischer Autoren, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 4, S. 9-25
- Zu „Kaiserhymnus“ und „Beichte“ des Archipoeta, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 4, S. 161-166
- Acyrus (Archipoeta VII 11,2), in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 4, S. 167-170
- Weiteres zur Überlieferung von Pseudo-Ovidius „De vetula“, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 4, S. 171-172
1966
- Prosa und Vers in der mittellateinischen Literatur, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 3, S. 9-24
1965
- Zu einer mittellateinischen Grammatik, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 2, S. 233-240
1964
- „Theorica numerorum“, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Bd. 1, S. 133-156
1960
- Zum Kaiserhymnus des Archipoeta, in: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 54, S. 312 ff.
1955
- Der Wortschatz Notker Labeos auf dem Gebiet des Fühlens. Umfang und Herkunft, Köln
Verschiedenes
- Beiträge zu verschiedenen Heften von „Der altsprachliche Unterricht“.
- Beiträge im Verfasserlexikon (1989-2004)
Festschrift
1988
- Festschrift für Paul Klopsch, hg. von Udo Kindermann, Wolfgang Maaz und Fritz Wagner, Göppingen